Seit ein paar Tagen ist Google+ online, Googles Gegenentwurf zu Facebook.
Hier wie dort geht es um soziale Beziehungen, aber mit unterschiedlichen Ansätzen. Oberflächlich fallen bei Google+ die Kreise ins Auge in die man seine Kontakte einteilt und dann wahlweise nur die Nachrichten eines bestimmten Kreises liest oder nur mit bestimmten dieser Kreise seine Nachricht(en) teilt.
Entscheidend(er) ist aber das was dahinter steckt: die Asymmetrie wie Mario Sixtus schön
beschreibt. Nicht nur dass meine Kreise wirklich
meine Kreise sind, niemand anderes sieht sie und ich muss nicht im entsprechenden Kreis bei Dir sein. Ich muss
gar nicht in einem Kreis bei Dir sein. Ich packe Dich in einen meiner Kreise und lese Deine
öffentlichen Nachrichten, ähnlich wie bei Twitter.
Anders als bei Twitter ist hier ein Profil aber nicht entweder öffentlich oder privat sondern jede Nachricht kann individuell adressiert werden:
Das muss man aber nicht jedes Mal neu einstellen, Google+ merkt sich die letzte Auswahl. Die ‘Erweiterten Kreise’ entspricht in etwa dem ‘Freunde von Freunden’ bei Facebook. Als Empfänger lassen sich alle Kreise individuell, als Ganzes, die erweiterten Kreise im Screenshot sowie beliebige Einzelpersonen eintragen — auch wenn sie nicht bei Google+ sind, dann per E-Mail. Das ist momentan auch der Weg um in Google+ hinein zu kommen, gibt man als Empfänger eine Googlemail Adresse ein bekommt dieser gleich die Möglichkeit sich anzumelden…
Es ist also von der Struktur her eine Mischung aus Facebook
(*VZ, Wer kennt Wen usw.) und Twitter. Ich kann dem elektrischen Reporter Mario Sixtus folgen ohne dass er bestätigen muss dass ich sein Freund bin oder ich sein “Fan” werden muss. Gerade bei Firmen bin ich vielleicht kein Fan, will aber deren Informationen lesen.
Durch die Kreise lese ich wahlweise nur die Nachrichten der Kontakte im Norden oder zu einem bestimmten Thema bzw. schicke nächstes Wochenende meine Schwäremereien über das
Dampf Rundum nur an meinen ‘Nord’ Kreis und nerve nicht die Leute in Bayern…
Die Kreise lassen sich wunderbar intuitiv per Drag’n‘Drop einstellen:
Das ist praktisch, denn wie ich meine Kreise wirklich aufbaue muss sich noch herausstellen, einerseits will ich eine Nachricht nur an bestimmte Leute schicken und den Rest nicht nerven, andererseits vielleicht nur die Nachrichten von bestimmten Leuten oder Themen lesen. Das wird sich finden.
Für Themen gibt es auch noch die ‘Sparks’ die aus verschiedenen Quellen Nachrichten zu einem Thema bündeln. Es gibt Chats, Gruppenchats, Videochats usw., damit habe ich mich im Detail noch gar nicht beschäftigen können.
Google+ ist eine spannende Sache und wohl der erste ernstzunehmende Gegner für Facebook. Nicht nur weil mit Google ein mächtiges Unternehmen dahinter steckt, der assymetrische Ansatz ist etwas das strukturell anders ist und nicht einfach in Facebook übernommen werden kann. Und er scheint mir in der Onlinewelt wesentlich sinnvoller zu sein. Denn die gewohnten symmetrische Beziehungen lassen sich so auch darstellen.
Momentan kommt man wie erwähnt nur durch die Hintertür einer Nachricht an eine Mailadresse rein, wenn Du niemanden kennst der das machen kann lass mir Deine Google-Mailadresse (wichtig!) zukommen, dann schicke ich Dir eine Nachricht. Die Mailadresse in den Kommentaren ist nur für mich sichtbar.
(Natürlich ohne Gewähr dass Google diese Tür nicht zumindest zeitweise schliesst oder es da eine Obergrenze gibt).
Nachtrag: Google hat die Tür offenbar wieder geschlossen.
Nach-Nachtrag: Der Einladungslink der mit der Benachrichtigungsmail kommt hat offenbar kein Verfallsdatum, einfach immer mal wieder probieren reinzukommen. Wenn die Tür gerade offen ist kommt ihr auch mit einem “alten” Link rein. Danke an Lenz für den Hinweis!