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Tilly ist zurück, eine unvorbereitete Katzen-Zusammenführung


TL;DR  Die Zusammenführung zweier Katzen kann auch ohne Vorbereitung erfolgreich gemacht werden, ein Erfahrungsbericht:


Mitte Juli war unsere Gastkatze Tilly verschwunden.Tasso Plakat Tilly Sie gehört unseren Freunden/Nachbarn/Vermietern im Obergeschoss, aber ging zwei Jahre lang auch bei uns ein und aus. Wegen einer Katzenhaarallergie darf sie oben nicht in die Wohnung und hat uns “adoptiert”, obwohl wir keine Dosen für sie öffnen wink

Schon länger hatten wir geplant, uns selbst einen Kater zuzulegen. Tilly verschwand während wir in Berlin waren und in der Zeit bekamen wir auch die Frage, ob wir von einer Bekannten den jüngsten Kater übernehmen könnten, damit er nicht ins Tierheim muss. Der Altersunterschied war ein großer Stressfaktor.
Tuffi auf Bett4 Wochen später zog Tuffi bei uns ein. Den Namen hatte er von seiner Vorbesitzerin bekommen, da er auf ihn hört hat er ihn behalten. Die Ähnlichkeit mit Tilly ist Zufall. Den für ihn sicher noch wahrnehmbaren Geruch von Tilly störte ihn nicht, er hatte mit zwei weiteren Katzen und einem Hund zusammen gelebt. Nun aber unangefochten im Mittelpunkt zu stehen gefiel ihm deutlich, er fühlt sich bei uns sichtlich wohl cheeky

Vor drei Wochen dann war Tilly wieder da. Nach 9 Wochen Abwesenheit beschwerte sie sich unvermittelt und lautstarkt in ihrem Anbau, dass ihr Futternapf leer war!laugh Wo auch immer sie gewesen ist, sie verhält sich, als wenn sie nur Minuten weg war.

Eigentlich bereitet man die Zusammenführung von zwei Katzen in irgendeiner Form vor, bei uns lebte Tuffi nun schon ein paar Wochen allein und plötzlich ist da jemand, mit vermeintlich älteren Rechten. Geplant, sachte und kontrolliert beide miteinander bekannt machen geht anders angel

Und nun gewöhnen wir also ohne Chance auf Vorbereitung zwei Katzen aneinander:


Tilly

Tilly
ca 2½ Jahre alt
Dauergastkatze, kehrte nach 9 Wochen zurück
Tuffi

Tuffi
ca 1½ Jahre alt
war zwischenzeitlich bei uns in ihrer “Zweitwohnung” eingezogen

Tilly benimmt sich wie gesagt, als wenn sie nur mal für ‘ne Stunde weg gewesen wäre. Das gilt auch für unsere Wohnung, die sie als ihr erweiteres Zuhause ansieht. Beim ersten Kontakt hat sie Tuffi erstmal ins Schlafzimmer gescheucht.

Ob des aggressiven Verhaltens Tillys sind wir schnell zu Futterhaus gefahren und haben einen Verdampfer mit beruhigenden Katzenpheromonen besorgt. Tuffi war ja auch erst seit ein paar Wochen bei uns und wir wollten nicht riskieren, dass sie ihn gleich vertreibt. Andererseits wollten wir Tilly weiterhin bei uns rein lassen. Denn zum Einen ist sie das seit zwei Jahren gewohnt, zum Anderen war es eh der Plan. Nicht zuletzt um ihr einen Rückzugsort zu bieten, wenn wieder Hunde zu Besuch sind, denn mit denen kann sie gar nicht und evtl. war ein Pflegehund mit ein Grund, warum sie weg war. Und wir haben uns natürlich auch an Tilly gewöhnt smiley.
Tuffi hatte sich auch gerade an seine neue Freiheit durch die chipgesteuerte Katzenklappe gewöhnt, die war und ist noch ein Heimvorteil für ihn, denn dadurch kann er jederzeit ein- und ausgehen, während Tilly nur durch uns rein kommt. Gerade zu Anfang hatten wir aber dennoch die Befürchtung, dass er es nur zum rausgehen benutzt und sich ein anderes Heim sucht surprise.

Im Flensburger Tierheim haben wir uns auch noch erkundigt, was wir bei einer solche ungeplanten Zusammenführung zu erwarten haben, denn die haben am ehesten eine vergleichbare Situation. Kluge Gut gemeinte Ratschläge bekommt man auch ohne zu Fragen von anderen Katzenbesitzern, aber unsere Situation war halt individuell, wie auch die Charaktere der beteiligten Katzen.
Von daher soll dies auch kein Leitfaden sein, sondern ein Erfahrungsbericht mit Anregungen.

Aber Tuffi war wie gesagt das Zusammenleben mit anderen Tieren gewohnt und er hatte die Sache wohl von Anfang an besser im Griff, als wir dachten. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass er sie zumindest beim Einzug noch riechen konnte und vorbereitet war, oder Katzen haben das allgemein besser im Griff, als wir von aussen sehen wink

Tuffi hielt sich in der nächsten Zeit hauptsächlich im Schlafzimmer auf, wohin Tilly ihn bei der ersten Begegnung ja gescheucht hatte. Als neuen Rückzugsort hatte er sich meine Sockenschublade auserkoren blush. Er ging durch die Klappe wie gewohnt, bog aber gleich rechts ab ins Schlafzimer. Wenn er zum fressen in die Küche musste, dann sehr vorsichtig am Wohnzimmer vorbei.CatIt Trinkbrunnen
Erst hatten wir gedacht, ihm Futter und Klo gesondert bereit zu stellen. Aber andererseits schaffte er es ja vorsichtig dorthin und Tilly war ja höchstens Abends für ein paar Stunden da, den Rest der Zeit hatte er die Wohnung für sich. Da es kein Dauerzustand sein sollte und er die meiste Zeit ja die ganze Wohnung für sich allein hat haben wir es dabei belassen, ihm etwas Trockenfutter ins Schlafzimmer zu stellen für den Fall, dass er wirklich Hunger hat und Tilly ihn nicht in die Küche lässt. Seinen Trinkbrunnen haben wir zusätzlich noch in den Flur verlegt, da kommen sich beide nicht in die Quere. Während Tuffi das Ding liebt, findet Tilly ihn unheimlich.

Das war kein Zustand für die Ewigkeit, aber ein Anfang.
Auch wenn Tuffi nun standardmässig ins Schlafzimmer ging, so kam er doch immer wieder an, auch wenn Tilly im Wohnzimmer war, angeschlichen. Erst nur, um in die Küche zu gehen. Aber kurz darauf auch, um dichter zu kommen und ins Arbeitszimmer zu gelangen oder noch dichter. Immer wieder wurde er von Tilly weggejagd, sie ging fauchend auf ihn los. Da kann man echt Angst bekommensurprise. Aber er verschwand immer nur für eine halbe bis ganze Stunde, dann probierte er es wieder. Nach kurzer Zeit klappte es, dass er problemlos zum Futter und ins Arbeitszimmer gehen konnte, sofern Tilly am anderen Ende des Raumes auf dem Sofa war.
Wenn Tilly andererseits ins Schlafzimmer wollte, schlich sie hin und guckte sich vorsichtig an der Türschwelle um. Meist ist sie nach ein, zwei Minuten einfach wieder gegangen. Ging sie doch rein und Tuffi war da, dann knurrte er nur, ohne sich ansonsten zu bewegen. Spätestens dann verzog sich Tilly wieder.

Das war ein deutlicher Unterschied im Verhalten. Beide hatten ihren Bereich und während Tilly ohne Vorwarnung sofort fauchend zum Angriff überging, war Tuffi eher ruhig und hat sich höchstens mal aufgesetzt oder den Kopf bewegt und generell nur geknurrt. Untereinander miauen Katzen nicht, sondern fauchen, knurren oder gurren. 

Angeregt vom unterschiedlichen Verhalten was den Trinkbrunnen angeht, habe ich das dann noch etwas ausgebaut. Schon direkt nach seinem Einzug war uns aufgefallen, dass Tuffi sich deutlich graziler bewegt als Tilly. Wenn sie von einem Schlafzimmerfenster zum anderen will, springt sie von der Fensterbank und geht rüber um dort wieder auf die Fensterbank zu springen.
Tuffi hingegen balanciert direkt über das ¼ Zoll Heizungsrohr, das die beiden Heizkörper vor den Fenstern verbindet. Jedesmal ein faszinierender Anblick.
Catwalk: Tuffi in HängematteIm Wohnzimmer laufen auf der vom Sofa entfernten Seite zwei Heizungsrohre in die Wohnung über uns und es war schon lange mein Plan, an der Stelle eine Platform für Tilly/unseren damals nur geplanten Kater zu bauen, auf der sie mehr oder weniger dicht an der Wärmequelle liegen können. Ausgehend von Tuffis anderem Verhalten, was das balancieren angeht, habe ich die Platform etwas erweitert und einen Catwalk angefangen und ihn auf Tuffi zugeschnitten. Neben der geplanten Platform habe ich noch weiter in Richtung Sofa eine Katzen-Hängematte an die Wand zwischen zwei Fenster geschraubt und diese mit einem 7-8cm schmalen Steg verbunden. Die Idee war, dass Tuffi zwar sicher auch einen breiteren Weg bevorzugen würde und Tilly auf Bäumen auch auf schmaleren Ästen entlang läuft, aber ich so das unterschiedliche Verhalten ausnutze und Tuffi den schmalen Steg eher benutzt als Tilly und er die Hängematte für sich hat. Als Startvorteil haben wir ihm den Mini-Catwalk auch explizit gezeigt. Den Catwalk werde ich noch getrennt verbloggen wink
Der Plan ist in zweierlei hinsicht wunderbar aufgegangen: Tuffi brauchte zwar ein paar Tage, bis er selbstständig auf den Catwalk ging, aber Tilly scheint ihn auch als sein Reich anzusehen und zu akzeptieren. Sie hat, soweit ich es beurteilen kann, noch nicht einmal versucht, auf den Catwalk zu gehen. Es ist komplett sein Reich.

Den Catwalk hatte ich in der Woche nach ihrer ersten Begegnung gebaut und etwa eine Woche später gab es eine deutlich sichtbare Veränderung: Tilly reagiert wie so oft auf mein Auto und wollte gleich mit rein gehen. Im Flur sass aber Tuffi — und guckte sie nur an. Tilly fauchte einmal leise und jaulte dann eher unterwürfig, während Tuffi sie weiterhin nur still ansah und irgendwann gelangweilt ging.
Ich vermute, es gibt da keinen direkten Zusammenhang mit dem Catwalk und den Pheromonen, aber vielleicht hat es etwas unterstützt.Tuffi und Tilly am Sofa/Fenster

Seitdem scheint die Wohnung nicht mehr aufgeteilt zu sein, sondern beide haben ihre Lieblingsbereiche und hauptsächlich relevant ist der Abstand zueinander. Dieser Abstand ist dann noch einmal geschrumpft, nachdem ich letzte Woche bei Amazon in den Blitzangeboten diese interaktive Spielkugel gekauft hatte. Die Kugel hat ein rotes Licht und bewegt sich ansonsten erratisch über den Boden und wird abgelenkt, wenn sie an ein Hindernis stösst. Auf unserem Holzfussboden ist sie zudem recht laut. Beide Katzen sind fasziniert oder irritiert von der Kugel und sie hat mehrmals dafür gesorgt, dass der Abstand zueinander auf wenige Zentimeter geschrumpft ist. Sie waren abgelenkt und wurden dadurch nicht plötzlich Freunde, aber jede Nähe ohne feindliche Absicht ist positiv.

Schon länger hatte ich versucht, vor allem Tilly mit unterschwelliger psychologischer Kriegsführung zu beeinflussen angel. Letztes Jahr hatten wir in den Blitzangeboten einen FURminator gekauft und Tilly damit gebürstet. Ihre Mutter ist eine Kartäuser und das Fell dementsprechend viel wink. Auch Tuffi lässt sich immer begeisterter damit bürsten und das habe ich regelmässig getan und seine Haare der schlafenden Tilly unter die Nase gelegt, damit sie sich an seinen Gerüch gewöhnt devil.

All dies hat dazu geführt, dass wir die beiden problemlos allein lassen können. Sie sind noch nicht die besten Freunde, aber beide fauchen oder knurren sich nur noch mal leise an und ignorieren sich ansonsten. Und die Entwicklung ist noch nicht vorbei, sie werden immer leiser und Tuffi hat es sogar schon geschafft, Tilly schlafend sanft anzustupsen. Als wir diese Woche Sperrmüll an die Straße gestellt hatten, haben beide draußen sogar zusammen alles erkundet und wohl auch eher miteinander gespielt yes.
Wobei ich davon ausgehe, dass 90% einfach nur normales Verhalten von Katzen ist und sowieso so gekommen wäre. Wir haben immer beide Katzen gleichmässig beachtet und Rituale beibehalten. Tilly darf weiterhin bei uns rein kommen wenn wir da sind und wird Abends in ihren Anbau gebracht und bekommt ihr Leckerli, wenn sie durch ihre Klappe gegangen ist. Tuffi hat ansonsten die Wohnung und uns für sich allein, wenn Tilly da ist lässt er sie auf dem Sofa schlafen und er legt sich in die Hängematte und beobachtet von oben. Die Hängematte scheint aber unabhängig von ihr sein aktueller Lieblingsort zu sein.

Ich denke, es sind nur noch Tage, bis die beiden sich völlig akzeptieren. Aber auch so wäre das schon ein brauchbarer Dauerzustand.laugh

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