Skip to content

gesehen: Zeit für Legenden

Gestern war wieder Zeit für die Sneak, es lief Zeit für Legenden:

Es ist die Geschichte von Jesse Owens, der als Schwarzer bei den umstrittenen Olympischen Spielen 1936 in Berlin 4 Goldmedaillen gewann.
Der Film schildert seinen sportlichen Aufstieg ab seinem Eintritt in die Ohio State University bis nach den Olympischen Spielen 1936. Wahrscheinlich weil es sich um eine Kanadisch-Deutsche Produktion handelt wird auch seine Behandlung in den USA stark thematisiert, eine amerikansiche Produktion hätte dies wohl eher weniger deutlich geschildert.

Jesse stammt aus Alabama, wo es zu der Zeit eine strikte Rassentrennung gab. In Columbus/Ohio kann er zwar zusammen mit Weißen studieren, aber auch dort werden Schwarze und Weiße getrennt.
Sein Coach Larry Snyder macht keinen Unterschied, generell ist die Rassentrennung aber überall präsent, Schwarze sind nicht gleichberechtigt. Aber Owens ist einfach ein begnadeter Sprinter und holt sich diverse Rekorde und qualifiziert sich für Olympia.
Die Spiele sind umstritten und nachdem entschieden ist, daß die Amerikanischer teilnehmen wird er von mehreren Seiten unter Druck gesetzt, die Show der Nazis nicht zu unterstützen und die Spiele zu boykottieren. Letztlich fährt er nach Berlin und holt seine historischen Siege.

Der Film zeigt sowohl die Unterdrückung der Juden in Berlin (in einer Szene wirkt es so, als wenn sie schon deportiert werden, was erst Jahre später begann) und die Bedenken und der amerikanischen olympischen Kommitees, das sich nur mit einer knappen Mehrheit für die Teilnahme entscheidet, als auch die Diskriminierung von Owens in der USA und später in Berlin.
Für Owens war sicherlich die Diskriminierung als Schwarzer entscheidender, von daher wird dies stärker thematisiert, aber auch seine Freundschaft mit dem deutschen Athleten Lutz Long, der ihm bei den Spielen unterstützt wird thematisiert und Long macht ihm auch klar, was in Deutschland alles schief läuft.

Der Film ist wirklich toll, obwohl er gefühlt Anfangs sehr stark durch die Geschichte hetzt um sich später relativ viel Zeit zu lassen. Die Geschichte von Jesse Owens ist historisch und es hätte sicher genug Gelegenheit gegeben, historisches Material zu integrieren. Offenbar wurde versucht, dem Film eine “alte” Optik zu geben, was leider dazu führt, daß das Bild unausgewogen und billig wirkt. Zwiegespalten bin ich bei der Darstellung von Goebbels durch Barnaby Metschurat, vor den Spielen trifft er sich mit dem amerikanischen Beobachter Avery Brundage, der von Jeremy Irons gespielt wird. Neben Irons wirkt Metschurat wie ein kleiner, junger Schuljunge, nicht präsent und überhaupt nicht wie ein mächtiger Minister. Im Detail sieht man hier aber schon passende Mimik und später bei den Spielen wirkt er auch sehr präsent und beängstigend. Hitler selbst sieht man nur in ein, zwei kurzen Szenen am Rande und das ist wohl auch gut so. Er wirkt wirklich wie ein Laiendarsteller.
Das war jetzt einige Kritik, aber insgesamt ist der Film wirklich gelungen und sehr empfehlenswert, er zeigt den schwierigen Aufstieg Owens in den USA und die nicht weniger schwierigen Verhältnisse in Berlin. Es ist kein “Anti-NS-Zeit” Film, es geht um Owens, dessen Leistung bei den Olympia 1933 legendär ist. Dazu gehört die Rassenkriminierung in beiden Ländern.
Trotz meiner “handwerklichen” Kritik ein sehr guter Film!

Trackbacks

Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Noch keine Kommentare

Kommentar schreiben

Textile-Formatierung erlaubt
Standard-Text Smilies wie :-) und ;-) werden zu Bildern konvertiert.
Umschließende Sterne heben ein Wort hervor (*wort*), per _wort_ kann ein Wort unterstrichen werden.
Die angegebene E-Mail-Adresse wird nicht dargestellt, sondern nur für eventuelle Benachrichtigungen verwendet.
Twitter, Identica, Pavatar, Gravatar, Wavatars, Monster ID Autoren-Bilder werden unterstützt.
Wenn Du Deinen Twitter Namen eingibst wird Deine Timeline in Deinem Kommentar verlinkt.
Bewirb einen Deiner letzten Artikel
Dieses Blog erlaubt Dir mit Deinem Kommentar einen Deiner letzten Artikel zu bewerben. Bitte gib Deine Blog URL als Homepage ein, dann wird eine Auswahl erscheinen, in der Du einen Artikel auswählen kannst. (Javascript erforderlich)
Formular-Optionen