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Ausländer in der Bundesliga

Die Schweriner Zeitung widmet sich in der heutigen Ausgabe einer Analyse der Niederlage gegen Polen vorgestern.
Und auch wenn die Überschrift “Bundesliga macht Gegner stark” gar nicht mal so richtig falsch ist stört mich ein Passus mit einem Vorwurf, der immer mal wieder gemacht wird und den ich auch schon seit einiger Zeit kommentieren wollte:


Bei der SG Flensburg-Handewitt verkündete man stolz, dass man mit neun Spielern bei der WM vertreten ist. Im DHB-Team fehlt die SG völlig.

Das ist ja nur die Halbe Wahrheit. Mit Jan Holpert steht immerhin ein Spieler auf stand-by und Frank von Behren fehlt nur verletzungsbedingt. Im polnischen Kader (um die Niederlage gegen Polen geht es ja eigentlich) steht mit Marcin Lijewski nur ein SG-Spieler.
Was aber der Schweriner Zeitung völlig entgangen ist, ist offenbar die Deutschlandkarte. Und die der Nachbarländer gleicht dazu. In Flensburg leben zwischen 25% und 30% Dänen oder der dänischen Minderheit zugehörige Leute. Wir haben dänische Schulen, Kindergärten und Altenheime. Man kann in Kronen zahlen oder mit der Dankord, die Flensburger Stadtbusse fahren ins benachbarte Krusau genauso selbstverständlich wie die dänischen Sydbusse nach Flensborg fahren. Selbst die Beschilderung ist teils zweisprachig. Flensborg ist praktisch die größte Stadt Süddänemarks, nur halt 5m auf der anderen Seite der Grenze (der Flensburger Wald liegt allerdings größtenteils auf dänischem Staatsgebiet).
Was ich damit sagen will: Dänemark ist hier nicht wirklich Ausland, es ist nur etwas anders. Menschlich gesehen sind die Unterschiede zu Bayern größer, von der Entfernung her sowieso. Und apropos Entfernung, mal ein Beispiel: Lars Christiansen ist ebenso wie Co-Trainer Jan Paulsen in Sonderburg geboren, das sind ca. 30km von Flensburg. Die nächste größere Stadt auf deutscher Seite (Schleswig) ist sogar ‘nen Tick weiter weg. Die dänischen Spieler (4 bzw. 6 davon in der dänischen Nationalmannschaft) kommen eher aus der Gegend als Frank von Behren – und den mögen wir hier genauso gern, obwohl er von südlich des Kanals kommt – so tolerant können wir sein smile
Kopenhagen ist genauso weit weg wie Hannover und Schweden ist dichter als Frankfurt. Warum sollte man hier für Spieler nur nach Süden gucken und nicht auch nach Norden?
Diese Kleinstaaterei nervt, Europa wächst immer mehr zusammen und wir brüsten uns gern mit der stärksten Liga der Welt, aber hintenrum wird gegen die Ausländer in der Liga geschimpft. Und da muss man mal ganz klar sagen: Ohne die Ausländer Miteuropäer hätten wir eine Liga unter ferner liefen, kaum besser als Zweitliga-Niveau. Das will auch niemand.

“Bundesliga macht Gegner stark”? Ja! Aber umgekehrt machen die Gegner, sprich die Ausländer auch die Bundesliga stark. Und davon haben wir alle etwas, die ganze Saison über. Und nicht nur 2 Wochen im Jahr.

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Kommentare

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Birte am :

Birte

Und damit hast ja soooo Recht !!! Heftiges Kopfnicken meinerseits !

Matthias am :

Matthias

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?

Micha am :

Micha

Über dieses Thema kann ich mich sehr gut aufregen, es kommt ja auch in unregelmäßigen Abständen immer wieder hoch, z. B. im SG-Forum oder in der Handballecke.

AJ am :

AJ

Respekt, Rowi!!!

- Ich lebe jetzt seit über 10 Jahren in einer Grenz Stadt. Und genau das gefällt mir: Der Mix der Kulturen, den du hier sehr gut spüren kannst.

Da zu gehört dass ich mir problemlos gestern einen dänischsprachigen Film im Flenborghus anschauen konnte und auch vor wenigen Tagen im “Bruder Duell” Dänemark vs. Norwegen ein unglaubliche Menge “unserer” SG Spiele sehen konnte.

“Unser” – das ist ein Frage der Region, nicht des Passes…

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