gelesen: Unser Leben dort
Eine Zukunftsvision, ein Gedankenspiel das gar nicht so unmöglich ist schildert Hugh Howey in Unser Leben dort:
Fünfhundert von uns wurden ausgeschickt, um diesen Planeten zu kolonisieren. Nur etwa fünfzig haben überlebt.
Wir wachten fünfzehn Jahre zu früh auf und hatten bloß die Hälfte unserer Ausbildung erhalten. Man erwartete von uns nicht zu überleben … wir sollten bloß eine Aufgabe erfüllen.
Dann drohte uns die Vernichtung.
Die Reise zu fremden Planeten dauert lange, Siedler müssten sehr lange im Tiefschlaf o.ä. verbringen oder man schickt gleich Generationenschiffe.
In Unser Leben dort schicken die noch existierenden Nationalstaaten automatisierte Raumschiffe los, die auf dem Zielplaneten landen und eine Kolonie vorbereiten. Die zukünftigen Siedler haben sie als befruchtete Eizellen dabei und ziehen sie während dessen über 30 Jahre in Nährtanks auf ehe sie an die Besiedlung gehen. Klingt vielleicht nicht verlockend aber für eine Reise die mit heutiger Technik Jahrhunderte dauern würde ist es wohl nicht abwegig, selbst wenn es in der Zeit nur Jahrzehnte sein sollten (wird nicht ausgeführt).
So weit zur Grundannahme. Ein Problem ist, dass man von der Erde aus nicht sagen kann, welche Planeten wirklich zur Besiedelung und als Ausgangspunkt für weitere Reisen geeignet sind. Dies stellt die KI des automatisierten Raumschiffes erst vor Ort fest. Und schlimmstenfalls wird die Mission abgebrochen indem alles zerstört wird.
Die Geschichte in diesem Roman handelt von einer solchen Mission die nach 15 Jahren abgebrochen werden soll — aber dann doch 50 Siedler überleben und sich daran machen eine Kolonie aufzubauen und herauszufinden was schief gegangen ist. Warum die Mission abgebrochen werden sollte und warum das nicht geklappt hat. Sie sind 15 Jahre alt, haben erst die Hälfte ihrer geplanten Ausbildung und auf einem fremden Planeten. Ein Sozialgefüge muss sich etablieren und sie müssen überleben, die KI des Schiffes hilft ihnen dabei unter Berücksichtigung ihrer alten Missionsziele…
Eine letztlich einfache Grundidee, das Aussenden von automatischen Schiffen, auf denen die potenziellen Siedler erst zur Besiedllung aufwachsen. Die Ethik bei Seite gelassen steckt dahinter eine (kalte) Logik. Ausgehend davon schildert das Buch sehr gut wie die körperlich wie von der Ausbildung her erst halb ausgewachsenen Siedler mit dem Rest ihrer Mission klar kommen müssen. Nicht fertig ausgebildet und nur ein Zehntel ihrer urspünglichen Zahl werden von dem vorgesehenen Psychologen der Kolonie die Ereignisse geschildert, von dem plötzlichen Erwachen über die ersten Gehversuche der Kolonie bis zur Erforschung des Planeten bis hin zum Geheimnis des Missionsabbruch und die Konsequenz die die Überlebenden daraus ziehen.
Gut geschildert und auch die Grundidee, so kalt sie auch ist, wird gut beleuchtet. Für die Kolonisierung ist sie sehr effizient, aber es muss halt auch Vorkehrungen geben falls sich ein Planet als ungeeignet herausstellt. Und egal wie sehr man für alle Möglichkeiten vorausplant — es gibt immer eine Situation die man nicht vorher gesehen hat und dann sitzen 50 “halbfertige” Kolonisten auf einem eigentlich gemütlichen Planeten den die Automatik doch als ungeeignet eingestuft hat…
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